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Zeitreisender
Guest
Hallo! Ich habe mich hier angemeldet weil ich einen besonderen Schatz erworben habe, und einmal sagen will wie schade es doch ist, wenn alte Kuturgüter vergehen, unfassbarer Weise vom Museum weggeworfen werden und auch noch zerstört werden. Ich würde sagen, hier waren echte Kulturbanausen am Werk, sogar im Museum! Vor sehr langer Zeit in meiner Jugend, da fuhren wir mit der Schule einmal nach Flensburg in das dortige Museeum auf dem Museeumsberg. Damals lagen dort drei Wasserrohre aus dem Mittelalter herum, die ich sehr bewunderte. Diesen Wasserrohren bin ich vor unlanger Zeit wieder begegnet. Es war wie eine Zeitreise, denn damals hatte mir der Museeumsdirektor gesagt, dass man eigentlich keinen Platz dafür hat, und sich nur wenige dafür interessieren. Daher dachte ich schon damals, wie schade es wäre, wenn man so eine Hinterlassenschaft wie eine alte Wasserrohrleitung aus dem Mittelalter nicht erhalten würde, weil der damilge Direktor so etwas angedeutet hatte. Irgendwann, 35 Jahre später, kam ich auf unseren Hof weil dort eine Kettensäge arbeitete und wir öfters Holz hacken müssen. Zersägt wurde dabei aber kein Brennholz gewöhnlicher Art: Ein Mieter hatte hölzerne Wasserrohre geschenkt bekommen. Diese waren vom Museum in Flensburg weggeworfen worden und von einer Gartenbaufirma zur Entsorgung gegeben worden waren. Das sie nach dem Wegwerfen durch das Museum in Flensburg zersägt werden würden - damit hatte ich gar nicht gerechnet, denn die Rohre stellen eine absolute Besonderheit dar. Ich hatte mich aber tatsächlich damals schon gefragt, als der Direktor auch das mögliche Wegwerfen andeute, welches '...möglich ist aber bestimmt nicht geschehen würde...' wie der Direktor mir versprach, wie man sich wohl vorkommen würde wenn man so etwas wegwirft, auf eine Müllhalde, dachte ich, und stellte mir vor, wie jemand hölzerne Wasserrohre aus dem Mittelalter oder noch älter dort ablädt und jemand sie zersägen würde um sie als Brennholz zu verfeuern, was der wohl dabei denkt? Neulich habe ich mich etwas um die Wasserrohre gekümmert, sie genauer untersucht und Bilder davon gemacht. Dann fiel mir ein, dass ich davon ja in einem Forum berichten kann und habe dieses Forum ausgesucht, und habe mich wegen dem Erlebnis im Museeum hier 'Zeitreisender' genannt. Ich kam mir grad vor wie jemand, der vor 35 Jahren versucht hat drei Wasserrohre in der Zukunft zu retten, welche aus der Vergangenheit stammen... in einem Fall ist es nicht gelungen, zwei Rohre konnte ich aber bewahren. Das sie ausgerechnet zersägt werden sollten wie ich es mir damals vorgestellt hatte ist erstaunlich! Und dass sie ausgerechnet in meinen Besitz gerieten ebenso. Aber wie es so mit Zeitreisen ist, ich kam 15 Minuten zu spät. Es waren drei Rohre. Die Rohre sind etwas ganz besonders. Sie sind mit Sicherheit die ältesten Rohre einer frühen Wasserversorgung im Norden! Die drei Wasserrohre gehörten zusammen. Die einzelnen Rohre sind etwas über 2 Meter lang und 35 bis 39 Zentimeter im Durchmesser. Sie weisen einige Besonderheiten auf: Eines hat einen Schieber, besser eine Öffnung für einen Schieber, der den Wasserfluss versperren konnte. Dieses Rohr hat eine relativ große, durchgehende Bohrung. Daran schloss das -leider- zersägte Rohr an. In der Mitte teilte es sich, um in zwei Bahnen, zwei einzelnen Leitungen in einem Rohr weiter zu führen. Das dritte Rohr hat zwei durchgehende Bohrungen welche wiederum an das an dere Ende des zersägten und auch noch zerhackten Rohres angeschlossen hatte. Das dritte Wasserrohr ist mit drei Bohrungen für eine Weiterverteilung versehen, die etwa in der Mitte in das Rohr gebohrt wurden. Das absolut Besondere daran ist, dass einer der Anschlüsse verplomt wurde! Vielleicht hat ja jemand sein Wassergeld nicht bezahlt, und wurde vom Anschluss getrennt. Es wurde ein Holzprofen eingeschlagen. Ich habe dann die beiden verbliebenen Wasserohre erworben. Das andere Rohr war bereits vollständig zersägt und zerhackt worden und von dem dritten Rohr war auch schon ein Stück abgesägt worden. Trotz vielerlei Bemühungen wollte der Besitzer nicht mal das alte Holz herausrücken und verheizte sogleich das uralte Holz, das mindestens aus dem Mittelalter stammt, aber damals schon Jahrhunderte alt gewesen sein muss. Es sind ja richtige alte Baumstämme gewesen, aus denen die Wasserrohre gefertigt wurden, und das ältere bezieht sich auf den Baum, der ja erst so groß werden muss. Nur noch ein Stück von dem zerhackten Schatz ist verblieben. Ich schätze, dass der Baum schon im 14. Jahrhundert gewachsen sein muss. Nach dem kuriosen Wegwurf des Mittelalters und dem anschliessenden Verfeuern der Kultur im Ofen wurde es noch kurioser, nicht nur das Museeum in Flensburg wollte diese alten Relikte aus dem Mittelalter nicht haben, sondern auch andere Museen hatten kein Interesse daran. Ich rief verschiedene Museen an. Dort kam es mir so vor, als würde ich vom Mars sein, und etwas wollen, was der irdische gar nicht verstehen konnte. Man fiel aus allen Wolken, dass ich den Museen zwei Exponate "Uralte Wasserrohre mit doppelter Wasserführung in einem Rohr und Verteiler mit Plombe, Kupfernagel, und sogar einem Schieber" angeboten habe, wie man vielleicht die Rohre beschreiben kann. Nein, daran hatte man kein Interesse und es kam mir sehr sonderbar vor. 'Absonderlich', dachte ich und legte verwundert auf nach einem Gespräch mit einem Museeum in Berlin, das für die Konservierung von Altertümern aus unserer Heimat bekannt ist. Kein Museeum hatte auch nur das geringste Interesse daran, diesen Beweis für eine frühe Wasserversorgung an einzelne Abnehmer zu bewahren.' 'Komisch genug', dachte ich, 'der Museeumsdirektor hatte recht: Niemand ist daran interessiert, so alte Wasserrohre zu bewahren...' Also habe ich einen Fachmann gefragt, welcher solche Rohre noch herstellt. Dieser sagte, ohne Besichtigung allerdings, dass er die Rohre ab dem 15. Jahrhundert schätzt, oder später, bis ins 18. Jahrhundert. Aber Interesse an der Erhaltung hatte er auch nicht. So habe ich hier nun zwei aussergewöhnliche Rohre hier liegen, um die ich mir schon vor 35 Jahren Sorgen machte und bewahren wollte. Und die vielleicht, so mutmasste jemand, auch für Rum gewesen sein könnten. Gibt es so etwas? frage ich mich gerade, Flensburg ist ja eine Rumstadt gewesen. Vielleicht war ja dort, wo sie ausgegraben wurden auch eine Rumfabrik, und man hat mit drei Rohren und einigen Ableitungen Rum abgefüllt. In dem Fall wäre es eine noch größere Rarität, da die Rohre dann eine erste Abfüllanlange für Genussmittel darstellen würden. Der Ausgrabungsort ist übrigens in Flensburg in der Mühlenstrasse gewesen, und die Rohre wurden etwa 1952 oder 1954 ausgegraben. Damals noch geachtet und für das Museeum für Wert befunden, liegen die Rohre jetz völlig fehlgelagert hier auf einem kleinen Hinterhof herum, ich habe sie abgedeckt aber der Winter hat seine Spuren hinterlassen. 'Wie kann man so etwas nur wegwerfen! So geht man mit den Altertümern also um', dachte ich, 'man wirft sie doch nicht weg, zersägt und zerhackt sie, verheizt das älteste Holz der ganzen Gegend, keiner will so ein tolles Relikt haben, weg damit, es ist schon respektlos, gerade vom Museeum! Wieviele solcher Kulturgüter dabei wohl für immer verloren gehen? Ich frage mich, was in den Museen wohl vorgeht, wer ist da eigentlich, denn von Kultur hatten die scheinbar keine Ahnung. Ist das nicht seltsam? Eigentlich wollte ich nur ein paar Bilder dazu anhängen. Bei der Vorschau hier wurden aber keine Bilder angezeigt. Also habe ich für den Fall, dass es mit den Bildern nicht klappt ein kleines Youtube-Video angehängt, auf dem die alten Wasserleitungsrohre aus Holz zu sehen sind, denn die Rohre sind echt tolle Objekte und, so finde ich, sehenswert, weshalb ich diesen kuriosen Schatz bei youtube veröffentlicht habe. [media]http://www.youtube.com/watch?v=wYGU__qjOsY[/media] Ein Rohr ist etwas verwittert, aber das andere ist in sehr guter Kondition erhalten. Es ist tief strukturiert und beeindruckend. Die Rohre sind etwa einen Zentner schwer, jedes. Schade nur, dass das dritte Wasserrohr fehlt, an dem ebenso Ableitungen zu finden waren. Und ein Kupfernagel, der steckt auch noch in einem Rohr, dort, wo die Abzweigung verplomt wurde. Man sieht auch noch die Manschettenanschlüsse, die um die Ableitungen herum angebracht gewesen sein müsen als dunkleren Ring drumherum. Ist euch schon ähnliches passiert? Das die Kultur weggeworfen wird? Bewahrt sie, man hat dann etwas besonderes. Ich finde, man sollte so etwas aufbewahren, für alle Generationen, denn Altertümer sind es immer wert, faszinierend und eigentlich unvergänglich, es sei denn, man wirft die Kulturgüter auf den Müll, dann liegt faktisch die Kultur auf der Müllhalde herum oder und wird im Ofen verfeuert. Es sei denn, man rettet sie durch die Zeit... Verwundert über den Kulturbanausen im Flensburger Museeum grüßt euch herzlich der Zeitreisende aus Flensburg