Das Männlein - Weiblein - Gugel - Problem ?

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Hab gestern endlich die "Limburger Chronik" erhalten und fand da eine sehr interessante Textstelle zu geknöpften Gugeln: Und zwar, für das Jahr 1362 steht in der Chronik:
"Die jungen Männer trugen meist alle geknäufte Kogeln wie die Frauen. Diese Kogeln hielten sich an die dreißig Jahre, dann verschwanden sie."
geknäuft = mit einem Knauf verziert , also für mein Verständnis KNÖPFE! viel Spaß beim weiter deuten ^^
 
geknäuft = mit einem Knauf verziert , also für mein Verständnis KNÖPFE!
Nach meinem Verständnis würde ich das auch als Knöpfe deuten. Aber mindestens genauso spannend und interessant finde ich, dass in der Chronik explizit erwähnt wird, dass sich diese Mode bei Männern gerade einmal 30 Jahre hielt. Für mittelalterliche Mode fast schon sowas wie die heutige Eintagsfliegen-Mode...
 
Knauf ist in diesem Zusammenhang tatsächlich Knopf. Umgekehrt gibt´s das übrigens auch bei Schwertbezeichnungen in diesem Zeitraum. Und was die Moden angeht - es gibt meines Wissens nach keine Zeit, wo sich die Moden so schnell abgelöst haben, wie im 14. Jhdt. ab etwa 1330 - 1340. Meine eigene Gruppe hat ursprünglich den Zeitraum 1340 - 1360 abgedeckt, doch überlegen wir gerade das weiter einzugrenzen, da sich die Mode um 1360 schon ziemlich von der um 1340 unterscheidet. Selbst hier in Deutschland – in Frankreich isses mal wieder noch extremer. Wobei die Limburger Chronik ain diesem Zusammenhang etwas schwierig als Quelle ist, da sie erst Ende der 70er Jahre angefangen wurde und die Zeit davor vom Autor aufgrund von Hörensagen besprochen wird. Frei nach dem Motto: ich habe von meiner Oma gehört ... Bis denn Thorsten
 
ja, das Problem ist bei der Chronik definitiv im Hinterkopf zu behalten, fand aber auch eine andere Stelle interessant, die beschrieb, dass wer "aktuell" modern gekleidet war, nach einem Jahr bereits ein Knecht war, aufgrund der rasenden modischen Entwicklung überhaupt in der Zeit, und der offensichtlichen Übernahme der Mode durch die niedrigeren Stände! Find in dem Zusammenhang das ganze mit der Gugel ja insofern interessant, da die Bildquellen dem ja entgegenstehen, wenn man die Menge an Bildern mit geknöpften Gugeln denen die ohne Knöpfung, gerade bei Frauen, gemalt wurden sind, entgegenstellt. Da kommt die Theorie, zumindest für den Raum Limburg, dass es die geknöpfte Gugel für die Frau kaum gab ins Wanken ^^
 
Sieht für mich eigentlich auch so aus. Aber vermutlich könnte es auch ein Kopftuch sein, oder?
 
es könnte beides sein, Kopftuch oder Gugel. Der Zipfel sieht aber schon recht gugelig aus ;)
 
das graue könnte unter umständen ein umschlagtuch sein, aber das orange find ich schon sehr gugelig.
 
Huhu, so.. bitte nochmal von vorn. Ich weiss jetzt gar nicht, welche Zeit ihr alle darstellt und bin deswegen etwas durcheinander gekommen. Wir stellen die Zeit um 1280 dar und als Frau sollte ich keinen Gugel tragen. Ich habe einen Mantel, der mich tagsüber bei der Arbeit aber sehr behindert. Was genau darf ich nun tragen? Eine Art Cappa? Ich hab hier wunderschönen Wollstoff, den aber ich nicht sinnlos zerschneiden will. ;)
 
Wir stellen die Zeit um 1280 dar und als Frau sollte ich keinen Gugel tragen. Ich habe einen Mantel, der mich tagsüber bei der Arbeit aber sehr behindert. Was genau darf ich nun tragen? Eine Art Cappa? Ich hab hier wunderschönen Wollstoff, den aber ich nicht sinnlos zerschneiden will. ;)
In unserer Gruppe stellen wir die Zeit um 1265 dar. Großraum Hildesheim im engeren Sinne, norddeutscher Raum im weiteren Sinne. Die Quellenlange ist sonst einfach zu ... dünn. Und das wäre noch viel. ;) Streng genommen kam die Gugel für Frauen erst im 14. Jahrhundert auf, dann aber auch gleich mit einer Front-Knopfleiste, damit das Kopftuch nicht verzuppelte und sich die Gugel einfacher anlegen ließ. Wenn Dich ein Mantel bei Arbeiten behindert, gerade am Lagerfeuer ein durchaus lästiges Kleidungsstück, dann empfiehlt sich die Cappa. Die ist vorne geschlossen und kürzer als hinten. Dadurch bleibt der Po auch bei nach vorn gebeugter Haltung wärmend bedeckt und vorne baumelt trotzdem nichts im Feuer. Der Kopf wird bei der Capap mit der Kapuze gegen Wind und Regen geschützt. In einer der Karfunkelausgaben (irgendwo in den 60er oder 70er Heft-Nr.) ist ein Schnittmuster für eine Cappa abgedruckt. Aber obacht! Der Ausschnitt für den Kopf ist dort falsch rum abgedruckt. Das wird in einer der späteren Ausgaben als Korrektur vermerkt. Kann mich aber gerade nicht entsinnen, ob sie dort nur schreiben, DASS der Kopfausschnitt falsch abgedruckt ist und beim Schnittmuster entsprechend um 180° gedreht werden muss oder ob sie dort eine korrekte Schnittmustervorlage abgedruckt haben. Ich hoffe, ich konnte Dir helfen. Ansonsten stehe ich gerne für weitere Fragen (auch per PN) zur Verfügung. Albero
 
Ich danke dir. ^^ Auf so eine Antwort hab ich wahrlich gespannt gewartet und werd mich dann an die Cappa machen. Einen Mantel habe ich, aber der bringt mir wirklich nichts bei der Arbeit am Feuer oder wenn ich z.B. beim Färben bin. Ich dachte, die Kapuze wäre beim Cappa eine Art Gugel? Also extra und nicht angenäht? Mal sehen, ob ich die Karfunkel irgendwo finde. Kann gut sein, dass ich die hier rumliegen habe.
 
Dann hab ich das wohl falsch interpretiert. Danke nochmal für die Hilfe. Da ich meinen Mädls schon so etwas genäht habe, trau ich mich auch an meinen Wollstoff ran. Dann kann das Nähen der nächsten Gewandungen ja losgehen (und das sind wahrlich viele). :)
 
@Ardrere Mir geht es da gerade wie dir und ich werde mir, sobald mein Stoff da ist auch eine Cappa nähen. Das Karfunkelschnittmuster hab ich nicht und im Netz hab ich nur einen Schnitt gefunden. Der Halsausschnitt wird dort rechteckig gemacht. Ich fahr morgen zu einem Werkeltreffen und erhoffe mir da ein wenig Input von den Nähcracks ;) Willst du die Cappa füttern?
 
@Stella: In der Karfunkel ist der Halsauschnitt dreieckig ausgeschnitten. Bin mir noch nicht ganz sicher, wie das funktioneren soll. Ich hätte die Kapuze jetzt einfach wie bei den vielen Gugeln angenäht, die ich gemacht habe. ;) Aber ich werd mir das nochmal genau anschauen. Falls dir deine Nähcracks dabei helfen können; über Tips freu ich mich immer. ;) Ich hab mir noch gar keine Gedanken gemacht, ob ich den Cappa füttern soll oder nicht. Es ist zwar gerade diesen Sommer kalt gewesen, aber so kalt, dass ich ein Futter brauche? Gute Frage.. muss ich mir durch den Kopf gehen lassen. Hast du es vor? Hier übrigens ein Schnitt http://www.familia-ministerialis.de/oberkleider.html In der Karfunkel wurden die Ecken einfach abgerundet und die Kapuze eben direkt angenäht.
 
hmm, das ist ja eher der klassische Rechteckmantel. Nach diesem Schnitt hab ich einen Mantel für den angehenden Schwiegersohn genäht. Dieser hat den Nachteil, dass er gerne etwas nach hinten rutscht. Für mich dachte ich eher an sowas: http://volk.volkelin.de/index.php?id=60 Etwas abgewandelt, weil ich die Cappa gerne vorne kürzer als hinten hätte, damit ich damit arbeiten kann. Zumindest die Kapuze würde ich gerne füttern, kommt aber auch auf die Stoffdicke an,muss ich erst fühlen. Der Stoff ist noch unterwegs.
 
Ich will es auch so machen wie du. Also auf jeden Fall abrunden und vorne Kürzer. Am Wichtigsten ist mir sowieso, dass die Nierengegend geschützt ist. Die Kapuze zu Füttern wäre wahrscheinlich nicht schlecht. Stoff hätte ich noch da.. Muss nochmal fühlen, ob der Wollstoff kratzig ist oder nicht.
 
Das Karfunkelschnittmuster hab ich nicht und im Netz hab ich nur einen Schnitt gefunden.
In der Karfunkel Nr. 50 ist ein Schnittmuster für eine Cappa. Dort ist der Kopfausschnitt dreieckig, allerdings in dem dort abgedruckt Schnittmuster um 180° verdreht.
 
Danke Albero. Ich schau mir den Ausschnitt und die Kapuze morgen an einer fertigen Cappa mal an. Dann bin ich sicher schlauer
 

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