Hexe

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Auf einem Elfenbeinkästchen aus der Karolingerzeit, das ich in einer Ausstellung gesehen habe, waren über den zwölf Aposteln die Tierkreiszeichen abgebildet. Vielleicht nur eine Übernahme antiker Kunstformen, aber ich fand's trotzdem bemerkenswert.
Ich denke, dass die Kirche den Aberglauben im Volk nicht austreiben konnte und es bis heute nicht geschafft hat (geht ihr alle zwischen Wand und aufgestellter Leiter durch? Oder schaut keiner von Euch etwas skeptisch, wenn ne schwarze Katze Euren Weg kreuzt, etc.). Demzufolge, weil sie das ja auch merkte, hat sie sich die Not zur Tugend gemacht und einfach den "Aber"glaube mit ihrem vermischt (Geburt Christi zur Wintersonnenwende, Osterfeuer zu Ostara, Almabtrieb, Segnung von Hof und Tieren mit den verschiedensten Kräutern, usw. usw.)
 
Ich weiß nicht, ob ich aus einem einzelnen Kästchen mit Sternbildern derart weitgehende und pauschale Schlüsse ziehen würde, Julia ^^. Zumal weder ein Elfenbeinkästchen noch die Astrologie als solche gut zum "Aberglauben im Volk" paßt. Es war wohl ein Reliquienschrein, angefertigt mit Sicherheit für einen der obersten Kirchenfürsten. Also nix Volk, da geht's um die Oberen Zehntausend, also um die Leute, die abends bei Karl in Aachen saßen, Dichterwettstreite veranstalteten und theologische Streitgespräche führten. Astrologie erfordert außerdem komplizierte Berechnungen und genaue und regelmäßige Betrachtung des Sternenhimmels; auch das ist wohl eher nichts, was ein einfacher Bauer neben der Stallarbeit betrieben hätte? Mir erscheint, für diesen einen Fall, ein Rückgriff auf die Stilformen der Antike (im Zuge der sogenannten "karoligischen Renaissance") eigentlich wahrscheinlicher. Man hatte hier eben römische Vorbilder vor Augen und hat sie kopiert, ohne daß der Inhalt des Dargestellten besonders wichtig gewesen wäre. (Übrigens sahen auch die Apostel auf dem Kästchen richtig "knuffig" aus, mit deutlichen runden Bäuchlein und Pausbäckchen, als wäre da ein Zug Bacchanten Pate gestanden *g*). Ähnlich sehe ich das mit Osterfeuern und anderen "alten" Bräuchen, die man zum Teil in kirchlichen Handlungen erkennen will. Eine durchgehende Linie bis zur vorchristlichen Zeit läßt sich da wohl in den allerwenigsten Fällen ziehen. Zumindest muß man es für alle Bräuche tatsächlich nachweisen. "Ostara" als Gottheit ist zum Beispiel meines Wissens nur in Großbritannien überhaupt erwähnt (eigentlich als "Eostrae" bei Beda Venerabilis, der sich dabei aber auch schon auf Hörensagen berufen muß) und ist ansonsten ein gedankliches Konstrukt aus dem neunzehnten Jahrhundert. Almabtrieb in vorgeschichtlicher Zeit würde ja zunächst mal auch Almwirtschaft voraussetzen. Hat es die während der Völkerwanderung überhaupt gegeben? Und so weiter. Auch kann man, denke ich, das Mittelalter eigentlich nicht pauschal über einen Kamm scheren. Die allgemeine Stimmung war mit Sicherheit während der Karolingerzeit anders als während des Hochmittelalters und im Hochmittelalter anders als im SpäMi.
 
Auf einem Elfenbeinkästchen aus der Karolingerzeit, das ich in einer Ausstellung gesehen habe, waren über den zwölf Aposteln die Tierkreiszeichen abgebildet. Vielleicht nur eine Übernahme antiker Kunstformen, aber ich fand's trotzdem bemerkenswert.
Ich denke, dass die Kirche den Aberglauben im Volk nicht austreiben konnte und es bis heute nicht geschafft hat (geht ihr alle zwischen Wand und aufgestellter Leiter durch? Oder schaut keiner von Euch etwas skeptisch, wenn ne schwarze Katze Euren Weg kreuzt, etc.). Demzufolge, weil sie das ja auch merkte, hat sie sich die Not zur Tugend gemacht und einfach den "Aber"glaube mit ihrem vermischt (Geburt Christi zur Wintersonnenwende, Osterfeuer zu Ostara, Almabtrieb, Segnung von Hof und Tieren mit den verschiedensten Kräutern, usw. usw.)
Damit könntest du Recht haben. Aber ich finde es auch gut, dass es der Kirche nicht gelungen ist. Ich persönlich bin ein bisschen abergläubisch und das lasse ich mir auch nicht nehmen. Ich sehe es wie Shakespear: "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich erträumt."
 

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